Die jüngste Studie der Universität Mannheim hat einen brisanten Zusammenhang aufgedeckt: In deutschen Städten und Regionen, wo die Mieten besonders stark gestiegen sind, hat die AfD deutlich an Zustimmung gewonnen. Die Forscher untersuchten Daten aus den letzten fünf Jahren und fanden heraus, dass bereits eine Mietsteigerung von zehn Prozent zu einem spürbaren Rechtsruck führen kann. Besonders betroffen sind dabei nicht etwa die klassischen Problemviertel, sondern genau jene Stadtteile, in denen Lehrer, Pflegekräfte und Handwerker leben – also Menschen mit mittleren Einkommen, die sich weder eine Eigentumswohnung leisten können noch Anspruch auf geförderten Wohnraum haben.
Doch warum reagieren ausgerechnet diese Bevölkerungsgruppen mit einer Hinwendung zur AfD? Die Antwort liegt im Gefühl der politischen Ohnmacht. Während die Mieten immer weiter klettern, erleben viele Bürger die Wohnungspolitik der etablierten Parteien als wirkungslos. Versprechen über bezahlbaren Wohnraum verhallen, während gleichzeitig die monatliche Belastung steigt. In dieser Frustration scheint die AfD mit ihrer einfachen Erzählung von „Systemversagen“ und „etablierter Politikerkaste“ einen Nerv zu treffen – auch wenn die Partei selbst keine konkreten Lösungen für das Wohnungsproblem anbietet.
Die soziale Sprengkraft der Wohnungsfrage
Interessanterweise zeigt die Studie auch: In wohlhabenden Vierteln, wo die Mieten ähnlich stark gestiegen sind, bleibt der AfD-Zuwachs aus. Das unterstreicht, dass es hier nicht primär um die absolute Höhe der Mieten geht, sondern um das subjektive Gefühl der Ungerechtigkeit und Perspektivlosigkeit. Viele Betroffene berichten von einem schleichenden sozialen Abstieg – was früher ein normales Gehalt war, reicht heute kaum noch für eine angemessene Wohnung. Gleichzeitig beobachten sie, wie in ihren Vierteln Luxussanierungen stattfinden und ehemals gemischte Wohngebiete zunehmend veröden.
Die politischen Implikationen sind alarmierend: Die Studie zeigt, wie soziale Verwerfungen durch den Wohnungsmarkt direkt ins politische System einspeisen. Während die Politik seit Jahren über Wohnungsbauprogramme diskutiert, verliert sie in genau jenen Schichten an Rückhalt, die traditionell das demokratische Rückgrat der Gesellschaft bilden. Die eigentliche Frage ist daher nicht nur, wie man den Wohnungsbau ankurbeln kann, sondern wie man verhindert, dass eine ganze Generation das Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der Demokratie verliert. Denn eines macht die Mannheimer Studie deutlich: Die Wohnungsfrage ist längst nicht mehr nur ein sozialpolitisches Thema – sie wird zur Nagelprobe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.